www.trafoturm.eu |
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Wer heute versucht, etwas Bewahrenswertes zu bewahren, der muß schon fast ein Revolutionär sein. (Erhard Eppler) | |||||||||
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Bad Schussenried
Diese Webseite wurde mit Stand Mai 2016 eingestellt [ weiterlesen ] Turm-Umspannstation aus dem Wilden Ried bei Winterstettendorf 1918 Alle Fotos auf dieser Seite: Pit Fischer, 2011 Die Umspannstation ist durch ihre im Zustand der Erbauungszeit erhaltene Einrichtung ein technisches Denkmal und ein wichtiger baulicher Zeuge der Frühzeit der Elektrifizierung Oberschwabens, mit der von der OEW 1914 begonnen wurde. (aus den Originaltexten des Freilichtmuseums) Hier sehen Sie die typische Leiterseilbefestigung, wie sie in der ersten und zweiten Dekade des 20. Jahrhunderts praktiziert wurde: Auf eingelassenen Stahlträgern wurden Stützisolatoren angebracht. Interessanterweise handelt es sich bei den hier abgebildeten weißen Isolatoren mit den Doppelkopfrillen nicht um die in dieser Zeit üblichen Delta-Isolatoren, sondern um eine Variante nach Schweizer Bauart, die in dieser Bauform bis heute "Beznauisolator" genannt wird. Man merkt, dass in dieser Gegend sehr starke Einflüsse aus der Schweiz vorhanden waren. Der Beznau-Typ hat im Gegensatz zum Delta-Isolator nur einen Schirm, der Delta-Typ hat drei. In Deutschland wurde diese materialaufwendige Befestigung spätestens Mitte/Ende der 1920er Jahre aufgegeben. Danach wurden auf Seiten der Mittelspannung einzelne Ösen in der Mauer verankert sowie Abspannketten bzw. Vollkernisolatoren (VK60 oder 75) verwendet. Auf Seiten der Niederspannung schraubte man gebogene Hakenstützen direkt ins Mauerwerk, später reichte auch hier eine kleine Öse für die Befestigung der Isoliereier. Mehr zu diesem Thema auf unserer Seite Isolatoren & Co. Auf dem dritten Bild von links ist oben der erste abgehende Stromkreis zu sehen. Darunter sind nur noch leere Maueranker in der Hauswand, sie waren Ausgangspunkt für den zweiten Stromkreis. Bild 2 und 3 von rechts zeigen die Tür des Trafoturms mit der Stationsbezeichnung und dem Warnschild "Hochspannung. Vorsicht! Lebensgefahr." Abbildungen weiterer solcher Warnschilder von den 50er Jahren bis heute finden Sie in unserem kleinen Artikel Vorsicht Lebensgefahr! - Tafeln warnen vor Hochspannung. Die Abb. ganz rechts zeigt den 15KV Mittelspannungsmast in Großaufnahme, der auch auf einigen Bildern der beiden oberen Reihen zu sehen ist: die Zuleitung der Mittelspannung zum Trafo. Innenaufnahmen der elektrischen Anlage Hier ist die Niederspannungsschalttafel mit Verbrauchsmessung zu sehen. Hier waren früher wohl zwei Zähler montiert. Auf der Schalttafel aus Marmor befinden sich unten die beiden Hauptschalter für die beiden abgehenden Stromkreise. In der Mitte findet sich ein Sicherungshalter für die Aufnahme von Sicherungsdrähten. Diese mussten früher noch bei Bedarf lose eingespannt werden, heute gibt es dafür NH Sicherungseinsätze und spezielles Werkzeug bzw. Lasttrenner, die gefahrenfrei für das Bedienpersonal gleichzeitig alle drei Phasen unterbrechen. Neben diesem Sicherungshalter befindet sich ein Drehschalter, welcher die Einschaltung der beiden Drehspulmeßgeräte in die einzelnen Phasen erlaubte. So konnte überprüft werden, ob die angeschlossene Last in etwa gleich auf alle drei Phasen verteilt war und welche Ströme in den einzelnen Zweigen flossen. Es befinden sich noch einige kleinere Schraubsicherungen der Größe K2 auf der Tafel. Sie dienten mutmaßlich als Zählervorsicherungen sowie zur Absicherung der Beleuchtung im Turm. Über der Schalttafel befinden sich drei Bauelemente, deren Funktion nur vermutet werden kann, da ihre Bauform und Platzierung längst überholt ist: Überspannungsableiter (Blitzschutz) für die abgehenden Niederspannungsleitungen. Neben der Schalttafel hängen diverse Tafeln an der Wand. Dabei handelt es sich um Unfallverhütungsvorschriften nach Vorgaben des VDE sowie die obligatorischen Hinweise zur Ersten Hilfe (Umgang mit Brandwunden, Wiederbelebung). Solche Hinweise sind wirklich lesenswert. Brandblasen aufstechen, Herz-Lungen-Wiederbelebung nur durch Armbewegungen. Man könnte auch gleich den Pfarrer holen. (Abbildungen einer Erste-Hilfe-Anleitung und einer VDE-Betriebsvorschrift finden Sie im Anschluß an diesen Text) Die kleine gelbe Tafel zeigt das Schaltungsschema der Station. In der Ecke steht eine (vermutlich) umgebaute Schalterstange. Regelmäßig mussten die Anlagen von Staub und Spinnweben gereinigt werden. Um an die Anlagenteile zu kommen, brauchte es lange Besen. Damit nicht immer die Station abgeschaltet werden musste, befestigte man solche Bürsten an isolierenden Stangen. Auch heute wird die Wartung von Stationen nach der AUS-Methode angewendet (Arbeiten unter Spannung). Eine weitere Stange fehlt. Damit wurde der Trennschalter im leider nicht zu besichtigenden ersten Stock betätigt. Dorthin führt die an der Wand montierte Leiter auf Bild 4 und 5 von links. Bild drei von links: Das Foto zeigt den Kern der ganzen Anlage, den ölgefüllten Transformator. Ihm wird die Hochspannung über die an der Wand geführten Kupferstangen zugeführt. Sie kommen aus dem oberen Stockwerk und führen nach dem Trennschalter mittels Durchführungen in der Decke zum Trafo. Um unbeabsichtigte Berührung oder auch nur Annäherung dieser Leitungen zu verhindern, wurden großflächige Metallgitter angebracht (Bild 6). Auf dem Transformator sitzt ein Tank, der Ölkonservator. Er sorgt dafür, dass sich das Öl im betriebswarmen Zustand ausdehnen kann. Moderne Öltrafos haben im Gegensatz zu diesem Modell einen Kessel mit Kühlrippen zur Wärmeableitung. Unter dem Ölkonservator gehen die Niederspannungsleitungen sowie der Neutralleiter ab. Sie führen zu einem freistehenden Sicherungshalter (heute undenkbar) nach gleichem Muster wie auf der Schalttafel. Danach verschwinden sie im Boden um hinter der Schalttafel wieder zu erscheinen. In unserer Rubrik Über Transformatoren finden Sie einen kleinen Artikel mit Abbildung zum Thema Schalttafeln aus Marmor, sowie weitere Einblicke und Innenansichten von Turmstationen. Erste-Hilfe-Anleitung von 1907 und VDE-Vorschriften von 1924 Beide Abbildungen stammen nicht aus dem Museumsdorf Kürnbach "Anleitung zur ersten Hilfeleistung bei Unfällen im elektrischen Betriebe, aufgestellt unter Mirkwirkung des Reichs-Gesundheitsrats, genehmigt auf der Jahresversammlung in Hamburg 1907. I. Ist der Verunglückte noch in Verbindung mit der elektrischen Leitung, so ist zunächst erforderlich, ihn der Einwirkung des elektrischen Stromes zu entziehen..." (Anmerkung: soweit gilt das auch heute noch) Abb. rechts: Ausgabe 1924 der "Vorschriften für die Errichtung und den Betrieb elektrischer Starkstromanlagen nebst Ausführungsregeln (II. Betriebsvorschriften). Herausgegeben vom Verband Deutscher Elektrotechniker. Genehmigt durch die a.o. Ausschuß-Sitzung vom 30. August 1923. §1. Erklärungen a) Niederspannungsanlagen. Anlagen mit Spannungen bis 250V zwischen beliebigen Leitern sind ohne weiteres als Niederspannungsanlagen zu behandeln; Mehrleiteranlagen mit Spannungen bis 250V zwischen Nulleiter und einem beliebigen Außenleiter nur dann, wenn der Nulleiter geerdet ist. Bei Akkumulatoren ist die Endladespannung maßgebend. Alle übrigen Starkstromanlagen gelten als Hochspannungsanlagen" Mehr zu solchen Plakaten in Turmstationen siehe auf unserer Themenseite Vorschriften und Anleitungen zur Ersten Hilfe. Der Strom kommt über das Dach ins Haus Im Innern des Hauses findet sich der sog. Hausanschlusskasten am Rohr des Dachständers montiert (Abbildungen Mitte). Darin befinden sich drei Sicherungseinsätze, meist 63 A. In der Umgangssprache hat sich dafür auch der Begriff "Panzersicherung" eingebürgert, in Anlehnung an die hohe Stromstärke. Wenn Sie mal bei sich daheim nachschauen: Bei der heute üblichen Erdverkabelung kann der schwarze Kasten auch im Keller hängen. Die beiden rechten Bilder zeigen einen Zähler, Sicherungen, Glühbirnen und andere elektrische Kleinteile. Der vollektrische Haushalt - Strom kommt sowieso ins Haus Was tun mit all dem Strom? Reklameplakate helfen. Der Trafoturm Wildes Ried wurde bereits mit dieser neuen Technik versetzt: nach dem Abbau des Dachs wurde die Station horizontal in drei Teile zersägt. Diese wurden außen und innen mit Holz verschalt. In die Wände wurden Löcher gebohrt, um die Segmente mit Hilfe von T-Trägern, Spanneisen und Trossen mit einem Autokran auf einen Tieflader zu verfrachten und am neuen Ort in umgekehrter Reihenfolge wieder zusammenzusetzen. All dies geschieht durch Spezialfirmen, die sich auf historische Gebäude spezialisiert haben. Die Redaktion bedankt sich beim Museum Kürnbach für diese Informationen. Jettkofen 1915 Wolfegg 1915 Bolstern 1914 Ebersbach 1914 Ein zwar nicht architektonisch, aber technisch vergleichbarer Turm steht in Kroatien: Der Trafoturm bei Medulin (Istrien) Griesweg 30 88427 Bad Schussenried-Kürnbach Tel.: 07583 - 942050 Das Freilichtmuseum im Internet: Oberschwäbisches Museumsdorf Kürnbach Weitere Infos: Wikipedia-Artikel 'Oberschwäbisches Museumsdorf Kürnbach' Toren besuchen die Museen, Weise gehen in die Tavernen (frei nach Erhart Kästner) Alle Abbildungen auf dieser Seite außer den als anderweitigen Ursprungs gekennzeichneten stammen aus dem Museumsdorf Kürnbach. Weitere Beispiele für Trafotürme, die zum Museum umfunktioniert wurden, finden Sie in unserer Rubrik Trafostationen als Museum und im Museum.
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