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Trafohäuschen in und um Gusborn
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Die zur Samtgemeinde Elbtalaue gehörende Gemeinde Gusborn besteht aus den Dörfern Groß Gusborn,
Klein Gusborn, Quickborn, Siemen, Sipnitz und Zadrau:
Die Trafostation Groß Gusborn
Fotos: Pit Fischer, Mai 2011
Die 'Station A906165 Groß Gusborn' der e-on/Avacon steht wie eine
Landmarke
idyllisch am Dorfrand an der Ecke Robert-Preuß-Weg/Am Durlei.
An diesem strahlenden Frühlingstag zeigt sich das Wendland von seiner schönsten Seite.
Das hübsche Trafotürmchen aus hellem Sichtmauerwerk hat einen handwerklich schön ausgeführten
Dachunterbau. Der Fotograf (kein Baufachmann) vermutet, dass es sich bei den Mauersteinen entweder um helle Ziegel oder aber
um Kalksandsteine handelt. Kalksand zeignet sich durch hohe Drucktragfähigkeit für problemloses Verankern schwerer
Lasten aus, wie sie bei der Befestigung von Mittelspannungsleitungen erforderlich ist. Falls dem so sein sollte, wäre
es die erste Turmstation aus diesem Baustoff, die wir in unserer Sammlung dokumentieren können.
Die ehemaligen Freileitungen sind bereits
demontiert, hier wurde das Netz auf Verkabelung umgestellt. Die Mittelspannung kommt per Erdkabel an und wird an der
Turmwand zum ehemaligen Freileitungseingang hinaufgeführt (siehe Foto ganz rechts). Niederspannungsseitig
sind noch die Schäkelbefestigungen der früher hier angebrachten
Schäkel-Isolatoren
erhalten, die in Norddeutschland ziemlich verbreitet waren (zweites Bild von rechts).
Groß Gusborn (ca. 340 Einwohner) liegt an der Landesstraße L256 von
Dannenberg nach
Gorleben.
Diese Straße ist eine der beiden Alternativ-Routen (Südroute) für Castortransporte von der Verladestation Dannenberg
ins Zwischenlager Gorleben und wird traditionell bei jedem Castortransport von Atomkraftgegnern blockiert, vor allem
durch zahlreiche Trecker der ortsansässigen Bauern.
Der Trafoturm Quickborn Hauptstraße von 1927
Fotos: Siegwardt Puerrhus,
10. November 2010 (oben links) und 30. März 2011 (oben rechts),
Pit Fischer, 29. August 2012 (untere Reihen)
Im Dorf Quickborn finden wir zwei aussergewöhnliche Trafohäuschen. Die obigen Abbildungen zeigen die Station in
der Hauptstraße, neben Haus Nr. 12. Gegenüber, in der Hauptstr. 13 befindet sich das Ev.-luth. Pfarramt.
Bemerkenswert ist hier neben dem kunstvollen Mauerwerk die Verjüngung des Turms nach oben: ein schönes Beispiel
gelungener Industriearchitektur.
Auf der Fassade ist das Jahr "1927" zu erkennen (siehe Detailabb. in der unteren Bildreihe). Hierbei handelt es sich wohl
um das Baujahr oder das Jahr der Inbetriebnahme. Von den ehemaligen
Freileitungen ist noch ein
Rillentellerisolator
übrig geblieben, der noch aus der Erbauungszeit stammen könnte (Detailabb. in der unteren Reihe).
Die Wanddurchführungen wurden entfernt um Vögel und Fledermäuse ins Gebäude zu lassen.
Wer drinnen keinen Platz mehr gefunden hat, wohnt vor der Tür in Nistkästen an der Hauswand.
Mit auf den Bildern der oberen Reihe sind noch nicht abgeräumte Absperrgitter der Polizei von den vorangegangenen
Blockadeaktionen, aufgenommen am 10. November 2010, einen Tag nach der Castor-Blockade 2010.
Auffallend auch hier - wie im gesamten Wendland - die kreativen Dokumente künstlerischer Arbeit der unter der nuklearen
Besatzung leidenden Bevölkerung.
Weitere solcher Beispiele für politische Widerstandskunst gibt es in unserer Rubrik
Aktionskunst, Objektkunst, Installationen.
Die Turmstation Quickborn ist auch im empfehlenswerten Bildband von
Illo-Frank Primus, Geschichte und Gesichter der Trafostationen
mit einem Foto auf Seite 180 vertreten.
No pasarán - Die Trafostation Quickborn-West
Fotos: Siegwardt Puerrhus, November 2010 (obere Reihe)
und März 2011 (untere Reihe)
Am Ortseingang von Quickborn, ca. 100 Meter vor dem Ortsschild aus Richtung Dannenberg kommend befindet sich die
Station A906430 Quickborn West. "No pasarán" - sie werden nicht durchkommen. Diese
Parole der Spanischen Republik gegen die Faschisten unter Franco galt später für die Sandinisten in
Nicaragua im Kampf gegen die Contras - und sie gilt im Wendland beim Widerstand gegen die Castoren und das atomare Endlager Gorleben.
Der Trafoturm gehört zum militanten Atomstrom-Unternehmen e-on/Avacon.
Weitere solcher Beispiele für Wandmalerei und Graffiti gibt es in unserer Rubrik
Kunst rund um's Trafohäuschen.
Die Turmstation Sipnitz
Fotos: Siegwardt Puerrhus, 2011 (obere Reihe) und
Pit Fischer, 29. August 2012
Die Station A906486 Sipnitz, am Netz des Atomkraftwerkbetreibers e-on/Avacon, liegt inmitten der schönen wendischen Landschaft
direkt an der Straßenkreuzung Gümse-Sipnitz/Seybruch-Damnatz. Für Ortsfremde: von Dannenberg Richtung Dömitz fahren,
kurz nach der Gastwirtschaft Seybruch im Wald nach links abbiegen Richtung Damnatz. Nach kurzer Zeit kommt dann die oben bezeichnete
Kreuzung am Waldrand mit dem Trafohäuschen.
Die Graffiti-Bemalung des Turms weist auf den im Wendland allgegenwärtigen Widerstand der Bevölkerung gegen das
Atommüll-Endlager und die damit zusammenhängenden Castor-Transporte hin: "QUERSTELLEN" und das verbreitete "X", das
stellvertretend für den Tag X des jeweiligen Castor-Transports steht
(siehe auch X-tausendmal quer).
Auf der anderen Seite zeigt die Inschrift "STAY RUDE STAY REBEL" (Bleibe ruppig, bleibe Rebell), daß es hierzulande
wohl noch Anhänger der Rude-Boy-Bewegung gibt, die vor allem in den frühen 80er Jahren, von Jamaica und England ausgehend,
unter Jugendlichen in Zusammenhang mit Ska, Punk und Reggae ziemlich populär war.
Sipnitz hat ca. 20 EinwohnerInnen.
Weitere solcher Beispiele für Wandmalerei und Graffiti gibt es in unserer Rubrik
Kunst rund um's Trafohäuschen.
Gewissensruhe in Klein Gusborn: Der Ehrenfriedhof für Bundestagsabgeordnete nach dem Supergau
Fotos: Siegwardt Puerrhus, November 2010
Diese Installation des Künstlers Franz Hartmann
wurde im Sommer 2001 errichtet.
Im Projekt "Gewissensruhe" wurde zu Ehren der allzu großen
Bemühungen des Deutschen Bundestages einen möglichen Supergau zu verhindern, für den Fall des Scheiterns
in Klein Gusborn bei Gorleben bereits jetzt ein Ehrenfriedhof für Bundestagsabgeordnete errichtet, um so
im gegebenem Fall den Abgeordneten eine würdevolle Ruhestätte bieten zu können.
Es wurde ein Denkmal für die eventuelle Zukunft geschaffen, das fortan als Mahnmal dienen soll.
Es besteht aus 738 Betonkreuzen mit einer Höhe von 80 cm, die kreisförmig auf ca. 2500 m2 angelegt sind
und je einen Namen und das Geburtsdatum eines der 669 Bundestagsabgeordneten sowie der 69 Mitglieder des Bundesrates tragen.
Rechtes Bild: Probebeisetzung eines unbekannten Bundestagsabgeordneten nach dem Supergau, 7. November 2010
Hier die Originalabbildung des Künstlers Franz Hartmann:
© Copyright für die Bilder
bei den Fotografen und Fotografinnen
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Stand: 6. Mai 2014
Carpe diem
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BI Lüchow-Dannenberg
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