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Landkreis Lindau
Trafotürme in und um Bodolz
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Zur Gemeinde Bodolz gehören auch die Ortsteile Bettnau, Bruggach, Ebnet, Enzisweiler, Hochsträß,
Mittenbuch und Taubenberg.
Der Trafoturm bei Bodolz - ein früher Betonturm der 1910er Jahre
Fotos: Wolfgang Radau, 12. Mai 2013
Ca. 10 km westlich von Lindau, Richtung
Friedrichshafen,
liegt das kleine Dörfchen Bodolz.
Fahren wir von Bodolz auf der Rathausstraße Richtung Schönau, finden wir in der Nähe des Anwesens
Auf der Egg 3 diese Turmstation, als Landmarke
malerisch eingebettet in die Obstplantagen des Bodenseehinterlands. Auf dem Foto ganz links oben sind im Hintergrund
die Alpen und der Bodensee zu sehen (Turm ist mit Pfeil markiert).
Thomas Niehörster hat die Allgäuer Stromhäuschen mit "Wehrtürmen" verglichen (Zeitschrift Heimat Allgäu,
1/2014, S. 6-8, siehe Literaturliste).
Wir sind hier zwar noch nicht ganz im Allgäu,
sondern noch ziemlich nahe am
Bodensee, aber die Betonverzierungen dieses
Turms erinnern tatsächlich an mittelalterliche Burgzinnen. Das Trafohäuschen Bodolz gehört zu den
schönsten und interessantesten Exemplaren in unserer
Fotosammlung.
Laut freundlicher Auskunft der zuständigen
Stadtwerke Lindau war der Turm früher eine
Trafostation, hat aber seit Jahrzehnten diese Funktion
nicht mehr. Die Mittelspannungsleitungen gehen oben an der einen Seite rein und auf der gegenüberliegenden Seite wieder raus.
Die Leitungstrassen führen nach Nordwesten zum Taubenberg und im Südosten Richtung Hoyern.
Da die Einführungen nur drei statt vier Schirme besitzen und somit auch kürzer sind,
dürfte es sich hier um eine alte 10 kV-Leitung handeln (10.000 Volt).
Ein Transformator ist nicht mehr im Gebäude.
Der ehemalige Niederspannungs-Abgang war auf der Seite mit der Eingangstür. Dort, wo die drei Nischen in der Mauer sind,
ist in der mittleren ein Stein mit vier Kabeldurchführungen zu sehen.
Die Station soll abgerissen und durch einen Mittelspannungsmast ersetzt werden.
Das Türmchen ist von unten nach oben in mehreren Abschnitten betoniert, man erkennt die Arbeitsfugen.
Das Baujahr konnten wir bislang nicht ermitteln, aber nach unserer Einschätzung dürfte der Bau aus den 1910er Jahren
stammen und ist damit ein sehr frühes Beispiel einer
Beton-Turmstation.
An der Fassade sind noch Isolatoren aus der Erbauungszeit erhalten. Es handelt sich um sogenannte
Deltaglocken, seltene und wertvolle
Relikte aus der Frühzeit der Elektrifizierung.
Lediglich die zur Abspannung der Seile verwendeten Stabisolatoren am Metallträger sind jüngeren Datums.
Weitere interessante Details sind der Blitzableiter mit einem auffällig großen Fangstab und vor allem die
Verzierungen an der Fassade. An der Tür ist noch eine verrostete Warntafel "Hochspannungsraum! Vorsicht! Lebensgefahr!"
(siehe auch unser Kapitel Warntafeln).
Unser Fotograf Wolfgang Radau hatte die Idee, diese unserer Meinung nach historisch wertvolle und erhaltenswerte
Turmstation an ein
Freilichtmuseum zu vermitteln und damit vor
dem drohenden Abbruch zu retten. Wir haben in Museumskreisen angefragt und es sieht so aus, dass mindestens ein Museum konkretes
Interesse hat. Vermutlich wurde von seitens des Museums bereits Kontakt mit den Stadtwerken Lindau
aufgenommen.
Viele werden sich nun fragen: Wie geht denn das? Einen Turm an einen anderen Ort versetzen? Dies wurde bereits von vielen
Freilichtmuseen praktiziert, die z.B. ganze Bauernhäuser umgesetzt haben. Im Vergleich zu einem großen
gemauerten Fachwerkgebäude ist ein solches Türmchen eher ein
leichterer Fall. Hier käme die sogenannte "Ganzteiletranslozierung" zum Einsatz: der Betonturm würde in mehrere Teile
zersägt, mit einem Tieflader an seinen neuen Standort gefahren und dort wieder zusammengesetzt werden. Das Verfahren wurde schon von
einigen Freilichtmuseen praktiziert. So haben beispielsweise das
Oberschwäbische Museumsdorf
Kürnbach und das
LVR-Freilichtmuseum
Lindlar ihre Trafostationen auf diese Weise auf ihr Gelände gebracht.
Falls unser Turm in Bodolz tatsächlich in ein Museum umziehen darf, werden wir darüber berichten.
Die Turmstation Bodolz ist auch Bildband von
Illo-Frank Primus, Geschichte und Gesichter der Trafostationen
auf Seite 165 mit einem ganzseitigen Foto vertreten.
© Copyright für die Bilder
bei den Fotografen und Fotografinnen
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Stand: 24. März 2015
Carpe diem
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