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Kanton Thurgau
Trafohäuschen in und um Herdern
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Zur Gemeinde Herdern gehören auch die Dörfer und Weiler Ammenhausen,
Kugelshofen, Lanzenneunforn, Liebenfels und Wilen:
Die Trafostation Ammenhausen
Fotos: Pit Fischer, 2. Oktober 2012
Fotos rechts unten, nach dem Abriss: Stephan Ruch/swisstrafos.ch, 2014
Am Dorfrand des Weilers Ammenhausen steht dieser dreitürige Turm im unvergleichlichen Wiesengrün des Thurgaus
am Rand eines Obstgartens (natürlich Apfelbäume, wie es sich im Thurgau gehört).
Ammenhausen liegt auf dem Seerücken südwestlich vom
Bodensee, zu erreichen von Mammern (am Untersee) die
Liebenfelsstraße hinauf über Liebenfels und Sonnenbühl.
Die beiden Eisentüren (jeweils mit einfachem Vordach) scheinen neueren Datums zu sein, aber die alte Holztür mit
der Nummerntafel "173" darüber ist noch im Originalzustand erhalten (siehe Detailabbildungen mittlere Reihe).
Von Holztüren ist man heutzutage weitgehend abgekommen. Feuchtes Holz leitet im Fehlerfall zumindest bei Mittelspannung
und birgt Gefahren. Eine geerdete Metalltür hat ein klares Erdpotenzial und begünstigt
bei einem Fehler einen sofortigen Erdschluss mit der daran gekoppelten Auslösung von Schutzeinrichtungen.
Auch wenn in Ammenhausen die Niederspannung schon per Erdkabel verteilt wird, der Transformator ist noch in Betrieb
und wird noch immer über den eingeschalteten Mastschalter an dem davorstehenden Mast mit Mittelspannung versorgt
(Bilder oben rechts).
An der Turmwand finden sich zur Überraschung im Bereich Mittelspannung
Deltaisolatoren.
Im Grenzgebiet Schweiz-Deutschland macht man immer wieder solche Entdeckungen:
Während hier im Thurgau Deltaisolatoren verbaut wurden, sind auf der anderen
Seeseite, in Baden-Württemberg noch Beznau-Isolatoren
aus Schweizer Herstellung zu finden, z.B. am alten
Umspannwerk Singen und an der
Museums-Turmstation Kürnbach.
Auch der Mastschalter ist komplett mit Deltaisolatoren bestückt. Eine solche Schaltergestaltung, insbesondere die Befestigung
der Leiterseile wurde in Deutschland noch in den 1920er Jahren verwendet, ist danach aber völlig
verschwunden. Man sieht hier sehr schön, wie sich regionale Besonderheiten entwickelt haben und alte Technik bis auf den
heutigen Tag funktionsfähig erhalten wurde.
Der Mast selbst ist als Stahlprofil in Doppel-T Form ausgeführt (in der Form ist uns das in Deutschland bisher nur in stärkerer
Ausführung als Ein- bzw. Zwei-Maststationsfuß begegnet). Die Einführungsrohre für die Mittelspannung in dieser
gewinkelten Form scheinen auch ein Relikt oder zumindest eine weitergeführte Verwendung ältester
Bauweisen zu sein.
Zusammenfassend kann man sagen, dass hier neuere Materialien (verzinkte oder anderweitig beschichtete
Hakenstützen usw.) nach regionaler Manier noch in überlieferter Art verbaut wurden und werden.
Dazu gehört auch die noch immer andauernde Produktion/Verwendung der in Deutschland als
Reichspostmodell 1
bekannten Isolatoren, welche in die Seitenwände eingelassen und offensichtlich innen mittels Mutter gekontert sind.
Die Bilder der unteren Reihe zeigen Warnschilder, Verhaltensanweisung und Erste-Hilfe-Anleitung, allesamt außen an den
Türen angebracht. Die beiden Warnschilder kommen gänzlich ohne die sonst üblichen Blitze oder andere Piktogramme aus
und beschränken sich auf Textinformation: "LEBENSGEFAHR beim Berühren der Apparate und Leitungen" und
"Obacht! Diese Anlageteile dürfen nur bedient werden, wenn der Leitungsschalter ausgeschaltet ist."
Mehr zu diesem Thema siehe unter Warntafeln.
Rechts daneben sind die "Anweisungen über das Verhalten gegenüber elektrischen Leitungen" des Schweizerischen
Elektrotechnischen Vereins (SEV) abgebildet. Hier finden wir auch den Namen und die Telefonnummer des Netzbetreibers:
Das Elektrizitätswerk des Kantons Thurgau in Arbon.
Das Foto unten rechts zeigt die obligatorischen "Massnahmen für Erste Hilfe bei Elektrounfall" des SEV und des Verbands
Schweizerischer Elektrizitätswerke (VSE).
Mehr zu diesem Thema siehe unter Vorschriften und Erste Hilfe.
Unser Kollege von swisstrafos.ch, der diese Turmstation schon länger verzeichnet hat, schreibt auf seiner Webseite:
"Es ist ein schmaler Turmbau mit einem Satteldach und einem Anbau, was aus der Ferne betrachtet einem Kirchturm ähnlich sieht.
Das Mauerwerk ist grobverputzt. Der hohe mehrstöckige Turm hat im Obergeschoss an der Hauptfassade ein rechteckiges,
querliegendes Fenster." (Quelle: swisstrafos.ch: Ammenhausen)
Im Frühjahr 2014 wurde der Abbruch dieser stromgeschichtlich interessanten Trafostation festgestellt, auch die Mittelspannung
ist nun unter die Erde verlegt worden (siehe Fotos rechts unten). Die Funktion des alten Trafoturms hat nun eine moderne
industriell gefertigte
kompakte Kabelfertigstation
übernommen. Der Trafoturm ist eine aussterbende Architekturform aus der Zeit der Freileitungen, unser
Trafo-Friedhof hat wieder Zuwachs bekommen. Um dieses Exemplar
ist es wirklich schade.
© Copyright für die Bilder
bei den Fotografen und Fotografinnen
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Stand: 20. September 2014
Carpe diem
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