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Bauzeugnis und Denkmal der Hegau-Elektrifizierung
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Das E-Werk Singen von 1912

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Das alte Elektrizitätswerk (Umspannwerk) Singen am Hohentwiel
Alle Fotos auf dieser Seite: Pit Fischer, 16. März 2012

Das alte E-Werk befindet sich am nordwestlichen Stadtrand von Singen, Richtung Autobahnauffahrt A81 in der Duchtlinger Strasse 1, direkt bei der ausgeschilderten Abzweigung nach Duchtlingen und zum Hohentwiel. Einige Meter entfernt verläuft die Bahnlinie nach Engen und die Radolfzeller Aach. Das denkmalgeschützte Gebäude ist in dieser Region ein einzigartiges Dokument der Industriearchitektur des frühen 20. Jahrhunderts und technikgeschichtlich wohl das interessanteste Zeugnis der Hegau-Elektrifizierung (siehe auch weiter unten: Das E-Werk Singen als Kulturdenkmal).
Der Strom wurde vom Wasserkraftwerk Laufenburg (Wikipedia) am Hochrhein geliefert und von hier in die Industriestadt Singen und die Hegau-Gemeinden verteilt. Viele der alten Trafostationen, die wir bereits auf unseren Seiten aus dem Landkreis Konstanz vorgestellt haben, bezogen von hier die Elektrizität.
Zum Begriff E-Werk: Das Elektrizitätswerk ist die frühere Bezeichnung sowohl für ein Kraftwerk zur Stromerzeugung als auch für ein Umspannwerk. Beim E-Werk Singen handelt es sich um ein Umspannwerk.


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Diese beiden Fotos geben einen Eindruck von der schönen Lage des E-Werks im Land der Hegau-Vulkane. Auf dem linken Bild ist der Hohentwiel zu sehen. Das rechte Foto wurde vom Hohentwiel aus gemacht: am rechten Bildrand das Umspannwerk, am linken Bildrand der Hohenkrähen.

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Auf diesen Bildern ist die Rückseite des Gebäudes zu sehen. Hier wurde Hochspannung vom Kraftwerk Laufenburg über das Überlandnetz eingeführt und intern in Mittelspannung (hier: 10 bis 15 KV) umgewandelt. In der Schweiz wurde damals eine Hochspannungsebene von 47 KV verwendet, in Deutschland waren es 50 KV (Vorläufer der 110KV-Ebene). Auf den Abbildungen sieht man den ursprünglichen Eingang der Hochspannungsebene. Darauf deutet der große Abstand der drei einzuführenden Phasen hin (jede hat ein eigenes "Fenster") sowie die Verlängerungsstangen an der Hauswand. Daran waren dann in genügendem Abstand zur Dachkonstruktion (Dachrinnen, Ziegel) Abspannketten befestigt. Es sind mindestens 2 Drehstromkreise 47 KV zu je drei Leitern dort angekommen. Ein weiterer Eingang war als Reserve vorgehalten worden.

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An der rechten Stirnwand sind weitere Armaturen zu sehen, deutlich jüngeren Datums als der Rest am Haus. Ohne Schaltschema kann hier nur vermutet werden, dass in späterer Zeit eine zusätzliche Abzweigung bzw. Einspeisung auf der 47 KV Ebene über ein Erdkabel angebracht wurde.

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Von den im Innern des Gebäudes befindlichen Sammelschienen (Wikipedia) konnten weit über zehn Fernleitungen versorgt werden. Nachdem in diesem E-Werk eine 10KV-Ebene, eine 15KV-Ebene sowie eine Hochspannungseinspeisung vorhanden war, muss es mindestens eine Sammelschiene für je eine Spannungsebene gegeben haben, also zusammen drei. Einige Leitungsabgänge sind noch erhalten, wie auf den Abbildungen zu sehen ist. Auf den alten Schildern ist zu erkennen, wohin die Mittelspannungsleitungen von hier abgingen: u.a eine 10 kV-Leitung zur Firma Maggi in Singen, eine 15 kV-Leitung zum Randen und eine 15 kV-Leitung nach Immendingen.
Nicht nur die Stahlträger zeigen, dass es sich hier um eine Leitungsführung der ersten Stunde handelt. Die hier abgebildeten weißen Stützenisolatoren mit den Doppelkopfrillen sind nach Schweizer Bauart und nennen sich in dieser Bauform bis heute "Beznauisolator". Man merkt, dass in dieser Gegend sehr starke Einflüsse aus der Schweiz vorhanden waren. Der Beznau-Typ hat im Gegensatz zum andernorts in dieser Epoche verbauten Delta-Isolator nur einen Schirm, der Delta-Typ hat drei. Auch bei der Trafostation "Wildes Ried" von 1918 im Freilichtmuseum Kürnbach wurde der Beznau-Typ verwendet, obwohl der Landkreis Biberach ein Stück weiter von der Schweiz entfernt ist.
Die daneben abgebildeten dunklen Isolatoren sind einige Jahre jünger als die weißen Beznautypen. Ohne sie aus der Nähe betrachten zu können lässt sich der Unterschied zwischen dem Massiv-Stützenisolator aus den 20er Jahren und seinem Nachfolger, dem Vollkern-Stützenisolator VS mit losen Stützen und Splintsicherung (ab den 50er Jahren) nicht eindeutig bestimmen. Der dunkle Beznautyp wird ja heute noch verbaut und wurde hier im Laufe der Zeit bestimmt mal erneuert.
(siehe auch in unserer kleinen Rubrik über Isolatoren)


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Hier ist das benachbarte Wärterwohnhaus mit dem Hausnummernschild Duchtlingerstraße 1 zu sehen. Die Bilder der unteren Reihe zeigen den Niederspannungsübergang vom Umspannwerk zum Dachständer des Wärterhauses, zur Verwendung kamen hier Schäkelisolatoren jüngeren Datums. Ein weiteres Detail: die Außenlampe an der Ecke des E-Werks (Bild oben links und unten rechts).

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Nicht weit von der Singen zugewandten Stirnseite des Gebäudes führt eine Freileitungs-Trasse zum Hohentwiel hinauf, die hier mit einem Übergangsmast vom Erdkabel auf die Freileitung beginnt. Auf den Detailabbildungen sieht man in der Mitte einen ausgetauschten Überspannungsableiter. Er spricht an, bevor die Überspannung in das Erdkabel eindringt und dort Schaden entstehen kann. (siehe auch unsere Rubrik Freileitungen)
 
Das E-Werk Singen als Kulturdenkmal

Das Transformationsgebäude mit Wärterwohnhaus wurde 1912 nach Plänen des Singener Architekten Albert Hänssler für das Kraftwerk Laufenburg errichet. Die nordwestlich der Stadt am Fuße des Hohentwiel gelegene Anlage wird durch den mächtigen verputzten, von einem ziegelgedeckten Satteldach abgeschlossenen und in den oberen Wand- und Giebelpartien verbretterten Bau des Umspannwerkes beherrscht. Wenige große sprossierte Fensterflächen sind nur an Giebelseiten angeordnet, die im übrigen sparsamen Fensterschlitze bzw. Fensterchen (Längsseite sowie in der oberen Giebel- und Dachzone) bilden einen starken Kontrast zum Volumen des Gebäudes und verleihen ihm einen eher abweisenden Charakter. Eine Blendarkadengliederung am Erdgeschoß der Ost-Traufseite, bizarres Gaupenmotiv (hier kamen ehemals die Freileitungen an) und ein geringer Rücksprung in Breite und Höhe des südlichen Gebäudeendes verstärken die ungewöhnliche Erscheinung des Baues, welcher u.a. in Material, Dachform und Baukörper bewußt traditionsorientiert gehalten ist. Dem sog. Heimatstil ist das unmittelbar benachbarte Wärterhaus verpflichtet, ein eingeschossiges verputztes Gebäude mit Mansarddach und betonter, "malerischer" Verschachtelung der Dachzone.
Das ehemalige Umspannwerk (dessen technische Einrichtung nur noch in Resten vorhanden ist) nebst Wärterhaus stellt ein bautypologisch/architekturgeschichtlich aussagekräftiges Bauzeugnis aus der Pionierphase der flächendeckenden Elektrifizierung dar und ist (ohne spätere Anbauten) als Sachgesamtheit Kulturdenkmal aus wissenschaftlichen Gründen; seine Erhaltung liegt insbesondere wegen seines dokumentarischen und exemplarischen Wertes im öffentlichen Interesse.
Quelle: Liste der Kulturdenkmale, Landesamt Baden-Württemberg 1990

Weitere Beispiele für denkmalgeschützte Trafostationen finden Sie in unserer Rubrik Denkmalschutz.


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Stand: 20. März 2012
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