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Mich umgaukelt eine Illusion. Genießen wir sie! (Henri Stendhal)
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Trafotürme in und um Albaching

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Zur Gemeinde Albaching gehören u.a. auch die Dörfer Aign, Berg, Birkmaier, Grasweg, Harraß, Kalteneck, Reitmair, Schacha und Utzenbichl:
 
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Der Trafoturm in Berg - Ein Kabinettstück der Illusionsmalerei
Fotos: Max Hergenröder, 16. Juni 2013
Wie das Trafohäusel in Berg vor der künstlerischen Umgestaltung ausgesehen hat, können wir nur vermuten. Es scheint sich aber wohl um ein eher schlichtes Exemplar gehandelt zu haben. Durch die farbenprächtige Bemalung der Fassaden ist das Türmchen nun eine Zierde und ein Schmuckstück des Dorfplatzes geworden. Hier hat die Potsdamer Künstlergruppe Art-EFX wieder einmal ein kleines Meisterwerk der Illusionsmalerei abgeliefert und ein Stück altbayerische "gute alte Zeit" ins Dorf gezaubert. Stil und Technik erinnern ein bißchen an die traditionelle Lüftlmalerei Oberbayerns. Die Wandmalerei scheint gerade erst fertig geworden zu sein, die Isolierungen an der elektrischen Freileitung zum Schutz der Maler hängen noch: man kann förmlich die frische Farbe riechen.
Der oberbayerischen Umgebung angemessen haben die Künstler das allseits bekannte Motiv des "Fensterlns" gewählt, eine Art der süddeutschen Brautwerbung, die heute nur noch selten und dann auch nur aus Spaß betrieben wird, in früheren sittenstrengen Zeiten jedoch oft die einzige Möglichkeit war, dem anderen Geschlecht näher zu kommen.
Ein junger Bursche versucht der bereits wartenden Geliebten seine Aufwartung zu machen, indem er mit Hilfe einer Leiter zum Fenster hinaufsteigt, in der Hoffnung mitsamt der mitgebrachten Rose dort Einlass ins Schlafgemach zu finden.
Die Fortsetzung der Geschichte sehen wir in der zweiten Szene an der rückwärtigen Fassade des Turms: Der erboste und auf die Keuschheit der Tochter bedachte Vater hat Lunte gerochen und hält auf dem Balkon Ausschau nach dem Eindringling, der sich mit letzter Kraft unten am Balkon festhält - die mitgebrachte Rose immer noch quer im Mund. Die Angebetete hält sich angesichts der verzweifelten Lage ihres Verehrers vor Schreck die Hände vor den Mund.
Liebevoll ausgeführte Details faszinieren den Betrachter: Blumen an den Fenstern, aufgestapeltes Brennholz, die Katze beobachtet eine Maus - oder schnurrt sie? Typisch für Art-EFX ist auch die Einbeziehung von außen angebrachten Utensilien: Hier ist es ein Schaltkasten, der zu einem altertümlichen Briefkasten umgestaltet und in das Gesamtkunstwerk integriert wurde. Die Trafostation ist nämlich immer noch in Betrieb - aber jetzt erzählt sie auch noch die Geschichte einer jungen Liebe aus längst vergangenen Tagen.
Kurz zur eingesetzten Maltechnik, bzw. genauer gesagt Graffititechnik: Die Künstler von Art-EFX gestalten ihre Objekte ausschließlich mit Sprühdosen. Vorher werden die Wände mit Fassadenfarbe in den jeweiligen Hintergrundfarben gestrichen (grundiert).
Die Bezeichnung 'Illusionsmalerei' erhält hier sogar eine doppelte Bedeutung: einmal wird dem Betrachter durch künstlerische Technik das Vorhandensein baulicher Elemente (Türen, Fenster, Balkone...) vorgetäuscht, zum zweiten kann er eintauchen in die wohlige Illusion einer gemütlichen 'guten alten Zeit', die uns ein Stückchen heile Welt vorgaukelt, als 'alles noch besser' und 'die Welt noch in Ordnung' war. Ein Blick auf die ebenfalls von Art-EFX zu einem Tante-Emma-Laden umgestaltete Trafostation Gnoien in Mecklenburg-Vorpommern verdeutlicht dies. Dass es in der guten alten Zeit Kriege, Armut, Hunger, Krankheit, Elend, Unterdrückung und Ausbeutung gab, wollen wir jetzt nicht wissen: Wir entfliehen für einige Momente unserem hektischen Alltag, unserer ebenfalls mit den erwähnten Geißeln der Menschheit reichlich gesegneten Zeit in die Idylle, lassen uns einfach die Sonne auf den Kopf scheinen und wünschen den verliebten jungen Leuten viel Glück. Carpe diem.
Trafohäuschen werden immer öfter zu Kunstobjekten. Einige Beispiele konnten wir auf unserer Seite Wandmalerei, Graffiti, Illusionsmalerei bereits versammeln.
Die Trafostation Berg ist auch im empfehlenswerten Bildband von Illo-Frank Primus, Geschichte und Gesichter der Trafostationen mit einem Foto auf Seite 313 vertreten.


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Stand: 17. Dezember 2014
Carpe diem

Atomkraft nein danke