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Trafohäuschen in Leipzig-Leutzsch

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Trafostation Leipzig-Leutzsch Bluethnerstrasse 6 Trafostation Leipzig-Leutzsch Bluethnerstrasse 2 Trafostation Leipzig-Leutzsch Bluethnerstrasse 5 Trafostation Leipzig-Leutzsch Bluethnerstrasse 3 Trafostation Leipzig-Leutzsch Bluethnerstrasse 4
Die Transformatorenstation Leutzsch Blüthnerstraße von 1910
Fotos: Günter Sonne, Oktober/November 2014
Dokumentation von Günter Sonne zur Geschichte und Sanierung

Die Station war eine von den ersten drei, die 1910/1911 zur elektrotechnischen Erschließung der Gemeinde Leutzsch, heute Stadtteil von Leipzig, errichtet wurden. Das Trafohäuschen steht heute unter Denkmalschutz (Objekt-ID des Landesamts für Denkmalpflege Sachsen: 09291975). In der Liste der Kulturdenkmale in Leutzsch ist es wie folgt verzeichnet: "Transformatorenhäuschen, 1910, auf der Fläche der Straßenerweiterung der Rathenaustraße zur Blüthnerstraße, Putzfassade mit Schieferdach und Kupferhaube."
Der Trafoturm gehört zu den schönsten und ältesten Exemplaren in unserer Fotosammlung - ein Beispiel für die hochentwickelte Baukunst des frühen 20. Jahrhunderts.

Die Gemeinde wünschte sich auf dem vorgesehenen Standort, einem Schmuckplatz zwischen Laurentiusstraße, Blüthnerstraße und Rathenaustraße in einem wachsenden, vornehmen Villenviertel, etwas Besonderes. Der Leiter des Leutzscher Bauamtes im Jahre 1910 und sicherlich maßgeblicher Entwurfsverfasser und Ideengeber war der Leutzscher Ortsbauinspektor Rudert. Die Detailplanung und die Anfertigung der Bauzeichnung übernahm der Bauamtsassessor Hüller. Es entstand ein formschöner Baukörper, der einem Abschnitt des Jugendstils, der Belle Epoque, zuzuordnen ist und sich hervorragend in das heutige Wohngebiet mit einer Vielzahl denkmalgeschützter Villen einfügt.
Die Trafostation war mittelspannungsseitig im Stich mit Kupferkabel 3x16mm2 an ein 10-kV-Netz angeschlossen. Die Station war immer als Kabelstation geplant, ein Freileitungsnetz war dort nie vorgesehen. Dennoch wurde hier die für eine Erdkabelstation nicht nötige Bauform einer Turmstation gewählt und damit das Gestaltungsprinzip "form follows function" (die Form folgt der Funktion) durchbrochen: der Stationstyp Trafoturm ist wegen der erforderlichen Höhe für Freileitungen konzipiert. Die Wahl der Turmform ist sicherlich dem Bedürfnis geschuldet, hier etwas Besonderes schaffen zu wollen. Als Niederspannungsnetz wurde ein heute nicht mehr standardisiertes 3x220-V-Kabelnetz gebaut. Die Station wurde 1965 durch eine neue Trafostation abgelöst. Danach war bis zur kompletten Netzumstellung auf 3x380/0-V-Vierleiter-Drehstromnetz nur noch die Niederspannungsverteilung in Betrieb.

Die kostenintensive, aufwändige und denkmalgerechte Sanierung übernahm 2010/2011 der Eigentümer des Baukörpers, die Stadtwerke Leipzig GmbH, unter ehrenamtlicher Mithilfe des BürgerVerein Leutzsch e.V. Vorher war das Türmchen jahrelang ungenutzt dem Verfall preisgegeben. Zum Beispiel wurde der Dachstuhl komplett demontiert, in der Werkstatt der Stadtwerke vermessen und mit viel Geschick und handwerklichem Können detailgetreu aufgebaut. In den formschönen Dachaufsetzer wurden ergänzend einige Flyer der Stadtwerke Leipzig für die nächste Generation Sanierer eingeschlossen.
Im Juni 2011 nahm der BürgerVerein Leutzsch e.V. das Gebäude in seine Obhut und öffnet es jedes Jahr zum Tag der Industriekultur. Im Turminnern zeigt der Verein mehrere Schautafeln über den Beginn der Stromversorgung in Leutzsch (siehe rechtes Foto).
Zum Baugeschehen im Jahr 2011 zitieren wir den Verein für Industriekultur Leipzig e.V., der alljährlich den Leipziger Industriekulturtag veranstaltet:
"Damit der Leutzscher Bürgerverein nun ab Juni 2011 das Kleinod Bürgern und Besuchern von Leutzsch in ansehnlichem Zustand zeigen konnte, gab es im Vorfeld für die Handwerker der Stadtwerke Leipzig Einiges zu tun: Die größte Herausforderung war gleich zu Beginn der Sanierungsarbeiten der originalgetreue Nachbau des Dachstuhles. Dieser wurde dafür komplett in die Werkstatt in der Arno-Nitzsche-Straße geholt, damit hier jede Bohle und jedes Teilstück genau nachgemessen und nachgebaut werden konnte. Anschließend wurde der Dachstuhl mit Schiefer gedeckt und mit einer Kupferablaufrinne versehen. Vor dem Aufbringen der Kuppel wurden auch einige "Zeitzeugen" für kommende Generationen in die Seitenwände der Kupferkuppel eingebracht.
Dann waren da noch Fenster mit Kathedralglas neu zu verglasen, Kupferbleche zu erneuern, die Granitsteine der Fassade sandzustrahlen und Fugen auszubessern. Andere Flächen wurden zum Teil neu verputzt und farblich passend zum Granit gestrichen. Gegen Ende der Arbeiten galt es noch, die Originaltür aufzuarbeiten und in den Ursprungszustand zu versetzen. All diese Arbeiten erbrachten die Mitarbeiter der Stadtwerke Leipzig in Eigenleistung. Dass es sich gelohnt hat, davon sind alle überzeugt: Das historische Häuschen zeigt nun für alle sichtbar und sehr eindrucksvoll Ausschnitte aus einer längst vergangenen Energiegeschichte."
Quelle: http://www.industriekulturtag-leipzig.de/burgerverein-leutzsch-e-v/

Die Trafostation Blüthnerstraße ist im empfehlenswerten Bildband von Illo-Frank Primus, Geschichte und Gesichter der Trafostationen mit einem Foto auf Seite 137 vertreten. Auch auf der Webseite Die Belle Epoque in Europa ist dieser außergewöhnlich schön gestaltete Kleinbau gemeinsam mit weiteren Beispielen dieses Baustils aus ganz Europa zu sehen.

Die Straße, an der die Station steht, hat ihre eigene Geschichte. 1910 wurde die Station in der Carolastraße, so genannt zu Ehren der sächsischen Königin (1833-1907), gebaut. Nach Eingemeindung nach Leipzig wurde sie 1928 nach einer bewaldeten Erhebung in der Nähe in "Bienitzstraße" umbenannt. Seit 2000 ist sie nach der damals ortsansässigen Firma des Königlich Sächsischen Hofpianoforte-Herstellers Julius Blüthner (1824-1910) "Blüthnerstraße", benannt. Die Firma Blüthner ist weltbekannt und produziert noch heute höherklassige Tasteninstrumente (Flügel, Klaviere).

 
Dokumentation
Dipl.-Ing. Günter Sonne hat 2014 eine ausführliche Dokumentation zur Geschichte und Sanierung der Trafostation Leutzsch Blüthnerstraße geschrieben. Wir freuen uns, dass wir diese hier unseren Leserinnen und Lesern zur Verfügung stellen dürfen:
Belle Epoque in Leipzig-Leutzsch - Eine Hundertjährige wird saniert
PDF-Dokument, ca. 1,4 MB
11 Seiten mit Fotos, Plänen, Bauzeichnungen und einer kleinen Geschichte über den Anfang der Stromversorgung in Leutzsch.


© Copyright für die Bilder
bei den Fotografen und Fotografinnen

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Stand: 9. Dezember 2014
Carpe diem

Atomkraft nein danke