www.trafoturm.eu |
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Es ist Zeit, und das schon seit je. (Wolfdietrich Schnurre) | |||||||||
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Oberbergischer Kreis
Diese Webseite wurde mit Stand Mai 2016 stillgelegt [ weiterlesen ] Zur Stadt Hückeswagen gehören u.a. auch die Ortsteile und Ortschaften Busenbach, Dörpfelderhöhe, Großkatern, Herweg, Käfernberg, Kormannshausen, Posthäuschen und Stoote: Die Trafostation Herweg von 1913 Links eine Aufnahme von 1930, Mitte: Mai 2013, ganz rechts der Bauplan von 1913 Fotos von links nach rechts, mit freundlicher Genehmigung von: Bildarchiv LVR-Freilichtmuseum Lindlar (1), Jens Schmitz/www.naturlinse.de (2+3), Stadt Hückeswagen (Bauplan) Die im Jahr 1913 im Bergischen Heimatstil errichtete errichtete Transformatorenstation in Herweg bei Hückeswagen hat ein hübsches Mansardendach mit Schiefereindeckung. Dem Bauschein No. 45 vom 29. März 1913 (Gebühr 9 Mark) und der Baubeschreibung des Baugeschäfts Wilh. Breidenbach Söhne vom 22. März 1913 (siehe Abbildungen links) entnehmen wir, dass den Bergischen Licht und Kraftwerken AG in Lennep die Erlaubnis erteilt wird, auf dem an der Prov.Str. Hückeswagen-Radevormwald auf Flur 11 Parzelle 611/89 der damaligen Gemeinde Neuhückeswagen "eine massiv in Ziegelsteinen mit verl. Zementmörtel gemauerte Transformatorstation zu errichten. Die eingebaute Zwischendecke wird als Betondecke errichtet. Das Mauerwerk wird im Ausseren mit Zementrauhputz und glatten Fenstereinfassungen und im Innern mit Zementmörtel glatt verputzt. Das Fachwerk im Dach wird mit Schwemmsteinen ausgemauert und berappt." Laut "Kosten-Anschlag für Bergische Licht und Kraftwerke A.G. Lennep von Wilh. Breidenbach Söhne, Baugeschäft" (links abgebildet die Seite 1 von 7) kostete im Jahr 1913 die reine Baumaßnahme des Trafoturms Herweg 2.380,- Mark. Einige weitere solcher alten Unterlagen sowie Bilder aus dem "Innenleben" von Trafotürmen haben wir auf unserer Themenseite Innenansichten und Konstruktion von Turmstationen dokumentiert. Abbildungen: Bildarchiv LVR-Freilichtmuseum Lindlar Viele Jahrzehnte lang verteilte der Trafoturm aus Herweg den Starkstrom aus der Überlandleitung für die Haushalte in seiner näheren Umgebung um und versorgte diese mit Licht- und Kraftstrom. Er steht am Anfang der Elektrifizierung der bergischen Landgemeinden zwischen Wuppertal und Waldbröl. Erst wenige Jahre zuvor war in Remscheid-Lennep ein Elektrizitätswerk entstanden, das das Umland mit Strom versorgte. Das Trafohäuschen Herweg gehört zu den ältesten und schönsten Trafostationen auf unseren Webseiten und ist auch im Bildband von Illo-Frank Primus, Geschichte und Gesichter der Trafostationen auf Seite 438 mit einem ganzseitigen Foto vertreten. Das Farbfoto von 2013 (bereits nach der Stilllegung der Station) belegt, dass später zwar der alte Stahlträger noch belassen, die passsenden Stützen dafür jedoch entfernt wurden. Ebenso hat man von Doppelfreileitung auf Einfachfreileitung (drei statt sechs Leiterseile) rückgebaut. Es wurden zudem die ursprünglich weißen Durchführungen durch braune Standardexemplare ersetzt und als Neuerung der 1960er Jahre für jedes Mittelspannungs-Leiterseil ein Ableiterelement gesetzt (siehe unser Kapitel Überspannungsableiter). Die Turmstation Herweg war seit 2010 außer Betrieb und sollte abgebrochen werden. Der Initiative des LVR-Freilichtmuseums Lindlar ist es zu verdanken, dass es nicht zum Abriss kam. Im Oktober/November 2013 wurde das alte Türmchen in drei Teile zersägt, auf einen Tieflader verladen und zum Freilichtmuseum transportiert. Man bezeichnet dieses in einigen deutschen Freilichtmuseen bereits praktizierte Versetzungsverfahren als "Ganzteiletranslozierung". In unmittelbarer Nachbarschaft der Museumsgaststätte wurde die Trafostation wieder aufgebaut. Die Eröffnung der Turmstation im Museum fand im Frühjahr 2014 statt. Siehe ausführlich auf unserer Seite Das Trafohäuschen Herweg im Freilichtmuseum Lindlar Fotos links: Michael Kamp/Freilichtmuseum Lindlar, Okt./Nov. 2013 Die Transformatorenstation Kormannshausen von 1943 Fotos: Michael Kamp, 16. Februar 2015, Bauplan: Stadt Hückeswagen Die dritte Abbildung von links zeigt den Bauplan. Die Bauherrin: Bergische Licht- und Kraftwerke G.m.b.H. Remscheid-Lennep, für die Ausführung: Carl Becker. Bauschein Nr. 4/1943 des Landrats, baupolizeilich geprüft vom Preußischen Staatshochbauamt Wuppertal am 2.3.1943. Siehe hierzu auch unsere Themenseite Innenansichten und Konstruktion von Turmstationen. Die Turmstation im Bergischen Heimatstil ist Exponent eines kulturkonservativen Gestaltungswillens, wenn nicht sogar einer "Gestaltungsideologie", die der gesellschaftlichen und kulturellen, weil egalitären Moderne sehr kritisch, wenn nicht sogar feindlich gegenüberstand, und eines der jüngsten Beispiele für die Umsetzung der preußischen Verordnung von 1907. Mit diesem Gesetz, das auf Intervention einer einflussreichen, kulturkonservativen Lobby aus Architekten, Denkmalpflegern, Künstlern und Museumsleuten zustande kam, sollte die Landschaft vor den Einflüssen der Moderne geschützt werden. Besonderes Augenmerk legten die "Heimatschützer" im Umfeld des 1904 gegründeten "Bundes Heimatschutz" und seiner regionalen Vertretungen auf die Bewahrung der landschaftlichen Eigenheiten, die sie vor allem durch Außenwerbung und moderne Neubauten gefährdet sahen. Kurz darauf entstanden nicht nur in der Rheinprovinz sogenannte Bauberatungsstellen, die Bauanträge prüften und ästhetische Optimierungsvorschläge einbrachten. Die noch junge Elektrizitätswirtschaft setzte diese an der regionalen Baukultur orientierten gestalterischen Regularien konsequent bei dem Bau neuer Turmtrafostationen um. Einflussreiche Vertreter der damaligen "Heimatschutzbewegung" wie der Architekt Paul Schulze-Naumburg (1869-1949) finden sich nach 1933 als begeisterte Nationalsozialisten wieder. In der nationalsozialistischen Ideologie feierte ja bekanntermaßen das bodenständige bzw. stammestümliche Bauwesen fröhliche Urständ. Von daher gibt es da auch bei dem Bau von Trafostationen eine Kontinuität. Die Nationalsozialisten führten dieses Gestaltungsprinzip bis zum bitteren Ende fort. Noch im Sommer 1943 wurde das Trafohäuschen Kormannshausen unter Beteiligung der oben erwähnten Bauberatung mit großer Akribie errichtet - und dies zu einer Zeit, als das nationalsozialistische Regime unaufhaltsam seinem Untergang entgegenstrebte...
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