www.trafoturm.eu |
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Wie Menschen denken und leben, so bauen und wohnen sie. (Johann Gottfried Herder) | |||||||||
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Landkreis Coburg
Diese Webseite wurde mit Stand Mai 2016 stillgelegt [ weiterlesen ] Zur Großen Kreisstadt Neustadt bei Coburg gehören u.a. auch die Ortsteile Aicha, Brüx, Haarbrücken, Meilschnitz, Plesten, Unterwasungen und Wildenheid. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Das Trafohaus Angerweg in Neustadt von 1921/1922: heute ein Wohnhaus Fotos: © Hans Kast Obere Reihe: Foto von 1930 (rechts eine Ausschnittsvergrößerung) 2. Reihe: Fotos 2011 und 2012 3. Reihe links: Umbau 1989, Containermontage 1990 Untere Reihe: Details Zeichnung mit freundl. Genehmigung von © Architekt W.H.Eiffler, München Das 1921/1922 erbaute Transformatorenhaus steht in der Innenstadt von Neustadt am Ufer des kleinen Flusses Röden im Angerweg 8. Es war die erste Stromversorgungsquelle der Stadt. Einen Eindruck von der Veränderung, auch der Umgebung des Trafohauses, ergibt der Vergleich des alten Fotos von 1930 in der oberen Bildreihe mit den neuen Bildern. Als der Bau 1988 von der Stadt zum Abriss freigegeben wurde, kaufte der jetzige Besitzer die leerstehende Turmstation, um sie zum Wohnhaus umzubauen. Dadurch konnte glücklicherweise der Abbruch des historischen Gebäudes verhindert werden. Die Grundfläche des Trafohauses betrug 24 qm, die dazugehörende Einfahrt 15 qm. Zwei weitere dazu gekaufte Grundstücke von 15 qm und 76 qm ermöglichten es, das Trafohaus mit einem Anbau zu versehen. Die Gesamtgrundfläche des Grundstücks betrug 1988 130 qm. Die Idee war, den Turm nach der neuen Wohnnutzung als eigenständiges Gebäude zu erhalten, damit auch für Außenstehende und nachfolgende Generationen die ehemalige Funktion als Trafohaus klar erkennbar bleibt: hier stehen die Architekturen des frühen und des späten 20. Jahrhunderts friedlich nebeneinander. Sogar ein alter Niederspannungsabgang ist als kleines Detail an der Außenfassade erhalten geblieben und dokumentiert das Vorleben des Gebäudes als elektrische Anlage: neben der Balkontür im Obergeschoss wurde ein in die Wand eingelassener Stahlträger mit den Porzellanisolatoren aus der Erbauungszeit erhalten (Reichspostmodell in Größe 1, siehe auch unter Isolatoren). Die unterste Bildreihe zeigt weitere interessante Details: Die Eingangstür in das Trafohaus ist bis auf den Anstrich original, früher war sie grau. Auch die Jahreszahl 1922 und der filigran gearbeitete Blitz über der Tür sind Zeugen der Baukunst im frühen 20. Jahrhundert. Das gelbe Warnschild (Abb. unten links) ist deutlich neueren Datums und hat wohl in den 1960er oder 70er Jahren die ursprüngliche Warntafel ersetzt. In den 20er Jahren waren die Schilder noch genau wie der Blitz über der Tür filigran gearbeitet (siehe auch in unserer Rubrik Warntafeln). Eine Rarität ist weiterhin das alte Gußschild an der Außenfassade mit dem Erdungshinweis (2. Abb. von rechts in der untersten Reihe): Diese Form der Erdung war bereits seit 1973 nicht mehr zulässig, wurde jedoch mit einer langen Umrüstungspflicht bis 1990 "geduldet". Als der neue Turmherr 1988 mit Umbau und Anbau seiner Trafostation begann, war sein Ziel und die Vorgabe an das Architektenbüro W. Eiffler, München (siehe Zeichnung in der 3. Bildreihe), ideenreich und preisbewusst zu bauen. Unter Einbeziehung bestehender bisher nicht für Wohnflächen genutzter Bausubstanz, unter Verwendung vorgefertigter Industrieprodukte und deren handelsüblicher Zusammenfügung sollte eine interessante Lösung gefunden werden, um diese Trafostation funktionell und wohnbar zu machen. Dass diese Aufgabe in vieler Hinsicht gelungen ist, zeigt sich im Wohlbefinden des Bewohners, der in seinem ungewöhnlichen Eigenheim seit über 21 Jahren wohnt. Besonders die Winterbilder der mittleren Bildreihe vermitteln ein Gefühl der Behaglichkeit. Wer möchte hier nicht auch Türmer sein? Der Bau- und Turmherr schreibt uns hierzu: "1988 begann ich mit den Planungen und Vorarbeiten für den Umbau des Trafohauses zum Wohnhaus. Durch Hinzuziehen des Architekturbüros W. Eiffler entstand ein Entwurf und Eingabeplan, der von der örtlichen Baubehörde wohlwollend genehmigt wurde. Als Neu- und Anbau wurde ein vorgefertigter Container (Raumzelle) vorgesehen, der in 3,50 m Abstand zum Turm auf vier Stahlstützen aufgestellt wurde. Der Container wurde mit einem Spezialtransporter von der Fabrik in Cadolfsburg (Nbg.) nach Neustadt gebracht und dann mit einem Autokran auf die 4 Konsolen der Säulen gestellt und verschraubt (siehe Fotos unten links). So entstanden ohne zusätzliche Maßnahmen ein Autounterstellplatz, eine Dachterrasse von 35 qm, ein Nebenraum für Heizung und eine Brennstelle für den darüber liegenden Kachelofen. In den Zwischenraum wurde ein verglastes Treppenhaus eingestellt. Ohne Stilbruch war ein großflächiger Einsatz von Glas möglich, um der geschlossenen Enge des Turmes entgegen zu wirken. Das Trafohaus wurde in Eigenleistung wieder hergestellt, störende Einbauten entfernt, eine Gaupe in das alte Walmdach eingefügt. Fenster und Läden wurden durch entsprechende Fundstücke stilgerecht ergänzt (siehe Detailabb. in der unteren Bildreihe). Die Bauzeit von 1988 bis zum Einzug am 1. April 1991 betrug ca. 3 Jahre. Die Gesamtwohnfläche von Turm und Container beträgt 121,5 qm." Weitere Beispiele für originelle und kreative Neunutzungen alter Trafostationen, z.B. als Bushaltestelle, Schnapsbrennerei oder Feuerwehrschlauchtrockenturm, präsentieren wir auf unserer Themenseite Umfunktionierung von Trafohäuschen. Neustadt bei Coburg grenzt direkt an die thüringische Partnerstadt Sonneberg, mit der die Große Kreisstadt eine zusammenhängende urbane Einheit bildet.
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