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Trafostationen im Bezirk Hamburg-Nord

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Groß Borstel

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Die denkmalgeschützte Trafostation Borsteler Chaussee aus den 1920er Jahren
Heute ein Gruppenhaus der Schreberjugend

Fotos: Pit Fischer, 4. Mai 2012
Das alte Trafohaus steht im Stadtteil Groß Borstel südlich vom Hamburger Flughafen im Dreieck zwischen den Straßen Borsteler Chaussee, Alsterkrugchausee und Klotzenmoor. Die Kreuzung bildet gleichzeitig die südlichste Ecke des Eppendorfer Moors, einem parkähnlichen Naturschutzgebiet. Der langgezogene Flachbau wurde in den 1920er Jahren errichtet und steht heute unter Denkmalschutz (Identifikationsnummer der Denkmalliste Hamburg: 20891). In der Liste der Kulturdenkmäler in Hamburg-Groß Borstel ist es wie folgt verzeichnet: "Trafohaus/Pavillon, (Verkaufsraum)/Toilettenanlage, 1920er Jahre".
Die Bauweise verrät uns, dass es sich hier um eine alte Kabelstation handelt, die also von Anfang an in einem unterirdischen Kabelstromnetz eingebunden war und nicht nachträglich - wie bei etlichen Turmstationen - auf Kabelbetrieb umgerüstet wurde. An einer Stahltür im hinteren Teil befindet sich ein Warnschild "Vorsicht Hochspannung" und ein Täfelchen mit der Zahl "140": offensichtlich wird dieser Teil des Gebäudes heute noch für Transformatoren zur Stromversorgung genutzt.
Nach unserer Quelle war das Haus von Beginn an ein Mehrzweckgebäude. Neben der Funktion als Transformatorenstation diente es als Aufenthaltsraum für die Stadtverwaltungstrupps und Maschinenraum für die HEW (Hamburgische Electricitäts-Werke AG, 1894-2002, gehört heute zu Vattenfall). Im Keller befand sich zeitweise ein Luftschutzraum. Später wurde es vorübergehend als öffentliche WC-Anlage und wohl auch (laut Denkmalliste Hamburg) als Verkaufsraum genutzt.
Heute ist ein Teil des Gebäudes als Gruppenhaus "Stadion-Nord" an die Schreberjugend Hamburg vermietet, ein Beispiel für die sinnvolle und gelungene Umfunktionierung von Trafostationen.
Das Trafohaus an der Borsteler Chaussee ist auch im sehr empfehlenswerten Bildband von Illo-Frank Primus, Geschichte und Gesichter der Trafostationen auf den Seiten 408-409 vertreten.
 
Wir zitieren auszugsweise den Text von Christian Kahlstorff über dieses Gruppenhaus in der Serie WirkungsStätten aus: punktum. Das Magazin über verbandliche Jugendarbeit in Hamburg, hrsg. vom Landesjugendring Hamburg:
(Textwiedergabe mit freundl. Genehmigung des Landesjugendrings Hamburg)

"Oma, Opa und die wilde 13: Warum ein ehemaliges Klohäuschen für Jugendliche aus Groß Borstel so wichtig ist
Wer mit Oma und Opa von Groß Borstel sprechen will, muss an der riesigen, lauten Kreuzung zwischen Alsterkrugchaussee und Deelböge ins ehemalige Klohäuschen der Stadtverwaltung. Wer sich dann weder vom Zigarettenrauch und von den Tattoos von Werner Aertel noch von den cool herumlungernden Jugendlichen im Hinterzimmer abschrecken lässt, erhält eine Lektion in Sachen Jugendarbeit.
Viel Gemeinschaft auf engem Raum. Ort und ehemalige Benutzung mögen unattraktiv klingen - für Jugendliche aus dem Raum Groß Borstel ist er schlicht ihr Rückzugsort. (...) Die 'Station Nord' ist ein Flachbau, direkt an der sechs bis achtspurigen Kreuzung des Ring 2 im Hamburger Norden. In der Tat war es Aufenthaltsraum für die Stadtverwaltungstrupps und Maschinenraum für Elektrizität der HEW. Noch immer steht im hinteren Teil des Hauses ein Generator. Der Rest der Räume wird vom Hamburger Tiefbau-Amt an die Schreberjugend verpachtet. (...) Unter großem eigenen Einsatz haben die ehrenamtlichen Helfer der Schreberjugend das Haus zumindest soweit umgebaut, dass nun in zwei Räumen Jugendliche aber auch Erwachsene Platz finden. Ein enger Küchenbereich und ein WC sind nur durch eine weitere Außentür erreichbar. Die Einrichtung ist einfach und wirkt sehr gebraucht. Alte Tische, Stühle und Sofas sorgen zumindest für die Möglichkeit zum Dart, Skat oder Würfel spielen. (...) Das hintere Zimmer ist den Jugendlichen vorbehalten. Es ist eine Notlösung, da der ursprüngliche Kellerraum zurzeit wegen Wasserschadens nicht benutzt werden kann. (...)
Brennpunkt Groß Borstel. Werner Aertel, selbst Raucher, sieht es pragmatisch: "Wenn wir ihnen das verbieten würden, gehen sie auf die Straße oder ins Moor. Das ist uns zu gefährlich. Da gab es zu viel Ärger." Das Klotzenmoor (auch Eppendorfer Moor) hinter dem Haus ist in der Vergangenheit als Drogenumschlagsplatz in Verruf geraten. Die aus der Innenstadt vertriebenen Dealer und Süchtigen nisteten sich in einem überdachten Unterschlupf im sonst überraschend idyllischen Moor mitten zwischen Flughafen und einer der Hauptverkehrsachsen Hamburgs ein. (...)
Lockerer Ton, klare Regeln. Aertel, der auch im Vorstand der Schreberjugend Hamburg und im Ortsverband der SPD aktiv ist, ist sich dessen wohl bewusst. Viele Alternativen gibt es in Groß Borstel nicht. Die letzte Disco hat bereits in den 80ern geschlossen, der Billardschuppen gegenüber nicht lange danach. Das Haus der Jugend und die Kirche sind die weiteren Organisationen, die in Groß Borstel Jugendarbeit in nennenswertem Umfang leisten, beide richten sich eher an jüngere Kinder. (...)
Historisches Vorbild Schreber? Was hat das alles mit dem 'Erfinder' der Schrebergärten zu tun? Zunächst gilt klarzustellen: Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808-1861) hat die nach ihm benannte Kleingartenkultur nicht gegründet. Sie wurde nach seinem Tod ins Leben gerufen und nach ihm benannt. Der Arzt und Gelehrte Schreber beschäftigte sich mit der Entwicklung von Kindern und war dabei alles andere als unumstritten. Seine orthopädischen Geräte zur Haltungskorrektur und 'Triebabfuhr' brachten ihm den Ruf als wichtigen Vertreter der 'Schwarzen Pädagogik' ein, einem Sammelbegriff für aus heutiger Sicht eindeutig ungeeignete Erziehungsmethoden. Dennoch führt die Schreberjugend sehr bewusst seinen Namen im Titel. Schreber galt zu seiner Zeit als der Erste, der Kinder bereits als eigenständige Persönlichkeiten betrachtete. Und Persönlichkeiten behandelt man mit Respekt. Man begegnet ihnen auf Augenhöhe. Genau das ist es, was Werner Aertel in der 'Station Nord' macht. (...)
Dauerproblem Geld. (...) "Das Tiefbauamt sagt oft, sie haben kein Geld für Reparaturen", erklärt Aertel, "im Zweifelsfall werde das Haus einfach zugemacht." Die Förderung ist knapp und reicht gerade so zum Erhalt des Betriebs. Bei unerwarteten Schäden bekommt die Station Probleme. Vor ein paar Jahren musste das Dach saniert werden. Aertel nutzte seine Kontakte zu den Geschäftsleuten im Viertel und zur Hamburger Politik. Dann spendeten die HEW, das Hamburger Abendblatt, das Hamburger Spendenparlament, der Bauherr und weitere Institutionen Geld für das Dach. Letztes Jahr dann der nächste Notfall: Ein Wasserschaden ruinierte den Jugendraum im Keller. Unten hatten sie ihr eigenes Reich, doch davon ist nichts mehr übrig. Nasse, rohe Wände oder Holzpaneele und schrottreife Möbel sind die einzigen Überbleibsel des Party-Kellers von einst. Der Grund liegt in der Geschichte des Gebäudes. Neben den Räumen für die Müllmänner und andere Kollegen der Stadtverwaltung war das Haus Zugang zu Hamburgs Unterwelt. Der niedrige Keller war ursprünglich noch sechs Meter tiefer. Dort verläuft eine zentrale Abwasserleitung von Groß Borstel. Ihr Defekt ließ Keller und Unterbau mit Wasser volllaufen. (...)
Ein Flachbau mit Tiefgang. Im Keller wären die Jugendlichen nicht nur unter sich, sondern auch ziemlich gut geschützt. Was kaum einer weiß: Das unscheinbare Häuschen erfüllte lange Jahre noch eine weitere Funktion: Es war ein Luftschutzraum. Wie viele Menschen sich in die engen Kellerräume hätten flüchten sollen, ist unklar. Vor einem direkten Bombentreffer bot der Raum wenig Schutz. (...)
Was macht der Verband? Offiziell gibt es die "Deutsche Schreberjugend Hamburg e.V." seit Oktober 1966. Unter dem Motto "Deutsche Schreberjugend macht Spaß und bildet - grenzenlos!" leistet der Verband parteipolitisch und konfessionell ungebundene Jugendarbeit. Ihr Büro wird vom Dachverband der Kleingärtner kostenlos zur Verfügung gestellt - eine Nähe zum Schrebergärtnertum ist also keine reine Einbildung. Dennoch geht es um andere Inhalte: Die gemeinschaftliche Sozialisation von Kindern und Jugendlichen durch Spiel, Spaß und Bildungsangebote ist das Ziel der Schreberjugend. (...)"



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Stand: 5. Dezember 2014
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